Summary
Overview
Soziologe Klaus Dörr diskutiert mit Tilo Jung über autoritären Liberalismus, die Krise der Demokratie, Gewerkschaften, Klimawandel, Klassenkämpfe und die faschistische Gefahr in Deutschland. Er analysiert die Transformation der Automobilindustrie, das Scheitern neoliberaler Politik und plädiert für Wirtschaftsdemokratie und einen öko-sozialistischen Umbau der Gesellschaft.
Heimat, Entfremdung und der Aufstieg der AfD
Anhand von Feldforschung in ostdeutschen Automobilwerken beschreibt Dörr das Phänomen der Heimatverbundenheit und Entfremdung. Menschen kehren aus Bayern zurück, nehmen über 1000 Euro weniger Gehalt in Kauf, um in ihrer Heimat zu sein. Der Heimatbegriff spielt eine unglaublich große Rolle - unabhängig von politischer Ausrichtung. Diese Sehnsucht nach nicht entfremdeten Sozialbeziehungen wird von der AfD instrumentalisiert. Bei VW haben 40% AfD gewählt, weil die etablierten Parteien ihre Sorgen nicht ernst nehmen.
- Menschen nehmen über 1000 Euro weniger Gehalt, um in Heimatdorf zurückzukehren
- Dahinter steckt Sehnsucht nach nicht entfremdeten Sozialbeziehungen
- In Zwickau haben 40% der Leute AfD gewählt während Bundestagswahlen
- Das ist nicht der ökonomische Nutzenmaximierer, den Friedman vor Augen hatte
" Es ist keine Sozialpartnerschaft, das ist ja so eine Konzern- oder kapitalistische Partnerschaft. In den nächsten Jahren wird sich entscheiden, ob Gewerkschaften als halbwegs konfliktfähige Akteure überhaupt noch ernst genommen werden. "
Autoritärer Liberalismus als neue Herrschaftsform
Klaus Dörr erklärt sein Konzept des autoritären Liberalismus, das er auf die März-Regierung und Trump anwendet. Diese Form zeichnet sich durch Deregulierung für Konzerne bei gleichzeitiger Repression gegen die Bevölkerung aus. Der Begriff stammt ursprünglich von Hermann Heller und beschreibt eine Politik, die wirtschaftliche Freiheit für Eliten mit staatlichem Autoritarismus verbindet. Dörr sieht darin eine gefährliche Entwicklung, die demokratische Strukturen untergräbt und soziale Spaltungen verschärft.
- Autoritärer Liberalismus bedeutet: Fesseln weg für die Wirtschaft, aber autoritärer Staat für soziale Folgen
- Der Begriff stammt von Staatsrechtler Hermann Heller in Auseinandersetzung mit Karl Schmitt
- Trump setzt Nationalgarde in demokratischen Städten ein - außerordentlich repressiv
- März und Spahn würden ohne SPD-Koalitionspartner noch autoritärer regieren
" Starker Staat im Sinne von Polizei und Armee muss der Staat übernehmen und schon dann auch die Bürger in Schutt halten. "
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